apis, so lautet das alte römische
Wort für Biene.
Apis, so wurde in Ägypten ein heiliger
Stier genannt, in dem sich der Gott Osiris verkörpert. Eigentlich muß dieser Gleichklang
stutzig machen, aber was bitte hat der starke, allgewaltige Stier mit dem sanften Insekt
Biene gemeinsam.
Im Reich der Mythen allerdings wird die Entstehung der Bienen wie folgt beschrieben:
Sie entstammen dem Kadaver eines verendeten Stiers, der von jungen Männern mit Knüppeln
erschlagen werden mußte, ohne daß dabei ein Tropfen Blut fließen durfte. Aus dem, in
einem verschlossenen Haus verwesenden Stier, dem nach rituellem Bienenschöpfungsrezept
sämtliche Körperöffnungen zugestopft sein mußten, soll sich binnen drei Wochen
ein Bienenschwarm entwickelt haben. Die Königsbiene (damals ging man noch davon aus, daß
der Herrscher selbstverständlich männlich war) soll sich dabei aus dem Gehirn, die
anderen Bienen aus dem übrigen Fleisch entwickelt haben.
Auch von Ovid kennen wir eine Geschichte über die Stiergeburt der Bienen. Er gibt
allerdings dem Übergang des Stierkadavers in unzählige Bienenkörper eine
liebenswürdig-moralische Darstellung: "Die Seele des Stiers geht, weil er so viele
Pflanzen gefressen hat, zur Strafe in unzählige Bienenseelen über, deren Körper die
Pflanzen liebkosen, sie aber nicht verletzen.
In einem Papyrus der 20. Dynastie, also umgerechnet aus dem 12. Jahrhundert v. Chr., wird
über die Entstehung der Biene wie folgt berichtet: "Die Tränen des Gottes Ra fielen
auf die Erde und wurden zu Bienen, die sich Häuser bauen und in die Blüten flogen. So
entstand Wachs und Honig"
Bild: Aristäus und die
Stiergeburt der Bienen, Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert (aus der Sammlung K.
A. Forster